Unser CVJM-Haus an der oberen Marktstraße wird kernsaniert. Das Gebäude aus den 50er-Jahren wird zu einem modernen Vorzeigeprojekt in der Oberhausener Innenstadt. In dem Nachkriegsbau entsteht bis voraussichtlich Ende 2023 eine neue Anlaufstelle für junge Menschen:
- 19 moderne, teilweise barrierearme Appartements für junges Wohnen entstehen
- das älteste Jugendzentrum der Stadt wird erweitert und nahezu barrierefrei
- der Mittagstisch für Kinder bekommt ein neues Zuhause
- moderne Begegnungs- und Tagungsräume werden zu einem Treffpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger
- eine Beratungsstelle für junge Menschen mit Unterstützungsbedarf wird eingerichtet
Nach der Sanierung stehen jungen Menschen 19 Appartements zur Verfügung. Der Charakter des Hauses wird im Wohnbereich (zweite bis vierte Etage) vergleichbar mit einem Studentenwohnheim oder einem Lehrlingswohnheim sein. Zielgruppe sind junge Frauen und Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren. Dabei haben wir Studierende oder Auszubildende ebenso im Blick wie junge Menschen, die bei ihrer ersten
Wohnung noch Unterstützungsbedarf haben. Sie alle finden sehr gute und moderne Rahmenbedingungen. Bei Bedarf stehen professionelle Ansprechpartnerinnen und -partner für die Anliegen der jungen Menschen zur Verfügung. Ein „Mieterführerschein“ und Begleitung bei Behördenangelegenheiten stehen dabei ebenso im Fokus wie persönliche Entwicklungsthemen. Neben den gemütlich gestalteten Wohnräumen stehen den jungen Menschen im ersten Obergeschoss ein „Wohnzimmer“ für gemeinsame Aktivitäten sowie eine Gemeinschaftsküche für Kochkurse und erste kulinarische Experimente zur Verfügung. „Mit dem neu konzipierten ‚Haus für junge Menschen‘ schaffen wir eine Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ein lohnender Wohn- und Aufenthaltsort. Vor allem geben wir jungen Erwachsenen die Chance, selbstständig zu werden und ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen“, sagt unser Vorsitzender Stefan Weltgen.
Schon bald wird das CVJM-Haus nicht mehr wiederzuerkennen sein. Noch kommt es im klassischen Design der späten 50er-Jahre daher: Vor allem das dünne Dach und die kleinen Balkone mit den zart anmutenden Geländern sind typische Merkmale dieser Zeit. „In seinem ursprünglichen Zustand galt die Immobilie als Vorzeigeobjekt für das Wohnen der 50er-Jahre“, weiß Architektin Sabine Buß. „In diesen Tagen weicht die längst überholte Architektur einer modernen Optik: Die Balkone verschwinden, dafür werden große Fenster eingebaut, die sich mithilfe großer Klappläden in unterschiedlichen Rottönen beliebig abdunkeln lassen. Die rückwärtigen Brüstungselemente aus Glas sind ebenfalls in verschiedenen Rottönen gehalten. Die Fassade an sich erhält einen weißen Anstrich.“ „Mit dem Architekturbüro Meier-Ebbers aus Sterkrade und der Alstadener Architektin Sabine Buß haben wir ein starkes Oberhausener Team beieinander, die einen vorbildhaftes Gebäude für die Innenstadt auf den Weg bringen“, sagt Stefan Weltgen.
„Wenn im CVJM-Haus früher die Heizung ausfiel, sank die Außentemperatur in der oberen Marktstraße“, scherzt der Vorsitzende des Evangelischen Heimstättenvereins Oberhausen e. V., Harald Schwab. Mit dem sanierten Haus wird das ganz anders. „Zukünftig wird das Haus sehr energieeffizient betrieben werden können. Man könnte sagen, dass das Haus fast mit der Körperwärme der Besucher geheizt wird. Das ist ein aktiver Betrag zur Bewahrung der Schöpfung.“ Das „Haus für junge Menschen“ setzt dann auch Maßstäbe für Gebäudetechnik in Sozialimmobilien, die durch junge Menschen genutzt werden. Teile des Hauses werden technisch so ausgestattet, dass sie im Sommer auch als Hitzeschutzräume genutzt werden können.
Ebenfalls umgebaut wird der Eingangsbereich im Erdgeschoss: Die vielen unterschiedlichen Winkel in der Front verschwinden und machen rechts und links großen, einladenden Schaufenstern Platz. Dazwischen heißt ein nach hinten versetzter, großzügiger Eingangsbereich die Besucherinnen und Besucher willkommen. Dahinter befinden sich Projekträume und der große Saal, der für verschiedene Aktivitäten genutzt werden kann, aber auch Bürgerinnen und Bürgern sowie Gruppen zur Verfügung stehen wird. In den letzten Jahren wurden die Räume auch immer wieder als Wahllokal genutzt – das soll auch künftig möglich sein. Der kleine begrünte Innenhof steht sowohl den Bewohnerinnen und Bewohnern als auch den Besucherinnen/Besuchern und Nutzerinnen/Nutzern zur Verfügung. Zur Sicherung der Mobilität wird eine große Fahrradgarage für die Bewohnerinnen und Bewohner bereitgestellt.
Die Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes fordert von den Verantwortlichen seit dem letzten Jahr, Jugendhilfeangebote der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit inklusiv vorzuhalten. Das heißt, dass auch Kinder und Jugendliche mit Handicap selbstverständlich die Angebote
nutzen können. Das Jugendzentrum Cevi ist das älteste Jugendzentrum in Oberhausen. Beim Bau des Hauses in den 50er-Jahren stand die
Barrierefreiheit überhaupt nicht im Fokus der Architekten. „Umso schöner ist es, dass wir jetzt das voraussichtlich eines der ersten, nahezu barrierefreie Jugendzentren im Stadtgebiet am traditionellen Standort eröffnen werden“, berichtet Sascha Bonack, unser Bereichsleiter Offene Kinder- und Jugendarbeit. „Die Beteiligung unserer haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden und der Besucherinnen und Besucher des Jugendzentrums bei der Planung des Umbaus ist uns besonders wichtig“, so Bonack. Das wird auch bei der Gestaltung und Einrichtung der neuen Räume so sein. Der Betrieb unseres CEVI läuft während der Bauarbeiten fast uneingeschränkt weiter. „Die Mitarbeitenden haben sich die Frage gestellt, wo die Besucherinnen und Besucher während der Bauphase hingehen sollten? Schnell wurde klar: Nur weil wir bauen, steht das Leben der Kinder und Jugendlichen ja nicht still. Also haben wir einen Weg gesucht und gefunden, beides miteinander zu vereinbaren. Wir richten einen Besuchertunnel ein“, erklärt Architektin Sabine Buß.
Unser Mittagstisch für Kinder, der seit fast 20 Jahren unter der Schirmherrschaft von Alt-Oberbürgermeister Klaus Wehling im CVJM
Haus beheimatet ist, wird nach der Sanierung in den verschiedenen Räumen im Erdgeschoss seine neue Heimat finden. Diese Aufgabe ist
nach wie vor ein wichtiger Baustein in unserem Angebot. Nach der Sanierung wird es im CVJM-Haus im Rahmen des Mittagstisches auch so etwas wie eine „Kleiderkammer für junge Menschen“ geben.
Mit der Änderung des Paragrafen 41 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes hat die Bundespolitik einen starken Schwerpunkt auf Angebote für
junge Erwachsene gelegt. Die jungen Menschen haben einen gestärkten Anspruch auf Unterstützung in der Lebensphase der gerade erlangten Volljährigkeit. Insbesondere junge Menschen, die nicht auf unterstützende, familiäre Ressourcen zurückgreifen können, stehen hier im Fokus des Hilfesystems. Mit unserem neuen Beratungsangebot, speziell für diese Personengruppe, widmen wir uns dieser Zielgruppe.
Zur Finanzierung können Mittel aus dem Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) genutzt werden. Hier sind bis zu zwei Millionen Euro für unser Projekt reserviert. Der Rest ist komplett über langfristige Kredite finanziert. Insgesamt gehen wir von einem Finanzrahmen von bis zu sechs Millionen Euro aus. Allein können wir das nicht stemmen und haben uns mit dem Evangelischen Heimstättenverein Oberhausen e. V. einen Träger mit ins Boot genommen, der seit fast 140 Jahren soziale Arbeit für Kinder, Jugendliche und Familien in Oberhausen verantwortet. Die stark gestiegenen Zinsen stellen eine erhebliche Herausforderung für dieses Projekt dar. „Eigentlich hätten wir die Sanierung aus wirtschaftlichen Gründen absagen oder verschieben müssen. Aber das wäre nach den Einschränkungen für Kinder und Jugendliche durch die Pandemiebekämpfung und angesichts der Wohnungsnot gerade vieler junger Menschen das falsche Signal. Wir dürfen uns doch nicht von den verschiedenen Krisen verrückt machen lassen und dabei die jungen Menschen aus dem Blick verlieren“, begründet unser Vorsitzender die Entscheidung.